Endokrinologie - Hormon- und Stoffwechselzentrum München

Wissen – Die Hormone und der Stoffwechsel

Hormone sind sogenannte Wirk- und Botenstoffe, die in den darauf spezialisierten Hormondrüsen gebildet werden und für die Funktion anderer Organe (sog. Zielorgane) erforderlich sind. Die Hormone werden von den Drüsen in das Blut abgegeben und gelangen mit dem Blutstrom zu den Zielorganen, wo sie ihre spezifische Wirkung ausüben können. Die Hormone können jedoch nur an den Zielorganen wirken, die spezifische Ansatzstellen (sog. Rezeptoren) für die Hormone besitzen. An diesen Ansatzstellen können die Hormone (wie Schlüssel im Schloss) ansetzen und von dort Stoffwechsel-Änderungen in der Zelle auslösen. Zum Beispiel die Anpassung des Stoffwechsels an die Nahrungszufuhr, das Wachstum oder wechselnde Temperaturbedingungen.


Hormondrüsen des Körpers

Hormondrüsen des Körpers

Die Hormondrüsen sind miteinander durch ein Steuerungssystem, das sog. Rückkoppelungssystem (Feedback-System) verbunden, wodurch sie einzeln und im Verbund reguliert werden. Dieses Steuerungssystem führt vom Hypothalamus (im sog. Stammhirn), der obersten Schaltzentrale, über das untergeordnete Schaltzentrum Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) bis zu den einzelnen Drüsen (Schilddrüse, Nebennieren, Eierstöcke, Hoden etc.).

Die zentral steuernde Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) und der Hypothalamus im Stammhirn messen die Hormonspiegel aller Drüsen im Blut und stimulieren oder hemmen mit Hilfe der Regulationshormone (Releasing-Hormone) die Hormonausschüttung der Schilddrüse, Nebennieren, Eierstöcke oder Hoden.


Regulation der Hormondrüsen

Regulation der Hormondrüsen

Dabei steht der Hypothalamus unter dem Einfluss des bewussten und unbewussten Nervensystems und passt sich Stress oder Umweltbedingungen an.

Insgesamt unterliegt das Steuerungssystem (Feedback-System) den übergeordneten biologischen Rhythmen, wie dem Tag-Nacht- und dem Monats- und Jahresrhythmus.

Die umfassende Bedeutung der Hormonwirkungen wird deutlich, wenn man die lebensnotwendigen Funktionen des Immun-Systems, des gesamten Stoffwechsels und des Nervensystems, die allesamt unter hormonellen Einflüssen stehen, betrachtet.


Die wichtigsten Krankheitsbilder der Endokrinologie

Folgende Kurzbeschreibungen geben einen Überblick über die wichtigsten Krankheitsbilder der Endokrinologie.

Diabetes mellitus

Diabetes ist die Zuckerkrankheit des Kindes oder Jugendlichen (Diabetes Typ 1) oder des erwachsenen Menschen (Diabetes Typ 2). Der Unterschied liegt in der Art des Insulinmangels: Diabetes Typ 1 bedeutet, dass tatsächlich zu wenig Insulin vorhanden ist, wohingegen Diabetes Typ 2 gekennzeichnet ist durch zu viel Insulin, das aber nicht zur Wirkung kommt.

Ca. 10 Prozent der Bevölkerung leiden unter Diabetes mellitus und die Zahl an neuen Diabetikern nimmt jedes Jahr um ca. 20 Prozent zu. Darüber hinaus gibt es eine hohe Dunkelziffer an nicht entdeckten Diabetikern. Diabetes ist damit neben den Herzerkrankungen sowie Asthma und Krebs (Brust-, Dickdarm-, Prostata- und Lungenkrebs) eine der chronischen Volkskrankheiten, die wegen Erkrankungshäufigkeit, Sterblichkeit und Kosten eine große und zunehmende Rolle im Gesundheitswesen spielen.

Die Symptome des Diabetes sind unterschiedlich. Der Diabetes Typ 1 zeigt immer einen akuten Beginn mit Durst, häufigem Wasserlassen, Müdigkeit und Gewichtsabnahme, während der Beginn des Diabetes Typ 2 meist schleichend ist und ohne Symptome und eher zufällig entdeckt wird.

Begleiterkrankungen wie z. B. Hochdruck, Übergewicht oder erhöhte Fettwerte sind typisch für Diabetes. Die daraus resultierenden Folgekrankheiten, wie z. B. Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenschwäche, Nerven-, Augen- und Fußkrankheiten, sind ernst zu nehmende und zum Teil lebensgefährliche Probleme.

Auf der Vermeidung dieser Folgen liegt das Hauptaugenmerk jeder Therapie.

Schilddrüsenerkrankungen

Die häufigste Schilddrüsenerkrankung ist der Kropf (Struma diffusa), eine durch Jodmangel verursachte Schilddrüsenvergrößerung. Sie kommt bei ca. 30 % der Bevölkerung vor, bei einem Drittel mit Knoten (sog. Knotenkropf = Struma nodosa). Die Schilddrüsenfunktion ist bei über 70 % dieser Patienten normal, es kann aber auch eine Über- oder seltener Unter-Funktion zu Grunde liegen. Eine frühzeitige Erkennung und richtige Behandlung kann hier Schilddrüsen-Operationen vermeiden.

Sehr selten (1 – 3 %) können Schilddrüsenknoten auch bösartig sein. Eine genaue Untersuchung, Labor- und Ultraschall-Diagnostik durch erfahrene Endokrinologen sind hier der beste Weg zu einer für den Patienten sinnvollen, individuellen Therapie-Entscheidung.

Osteoporose

Die Verminderung der Knochendichte ist eine häufige Erkrankung und führt zu einem erhöhten Risiko für Knochenbrüche im Bereich der Wirbelsäule (Wirbelkörperbrüche), des Oberschenkelhalses und der Hand- und Knöchelgelenke.
Osteoporose kann durch Mangel an Sexualhormonen (Wechseljahre), durch Überschuss an Cortisol (auch als Medikament) oder durch zu viele Nebenschilddrüsenhormone (Parathormon) ausgelöst werden. Weitere Ursachen sind Bewegungsmangel und Calciummangel bzw. Störungen im Knochenstoffwechsel und familiäre Veranlagung.
Die Messung der Knochendichte erfolgt durch die Densitometrie. Mit ihrer Hilfe kann die Risikoeinteilung bzgl. Bruchgefährdung und die Indikation zur Untersuchung abgelesen werden.

Übergewicht / metabolisches Syndrom
Die Kombination von Übergewicht, vergrößertem Bauchumfang, Bluthochdruck und erhöhten Fett- oder Blutzuckerwerten wird als metabolisches Syndrom bezeichnet.

Seine Häufigkeit und Zunahme lässt sich hauptsächlich durch Zivilisationsprobleme (zu viel und falsches Essen, zu wenig Bewegung), aber auch durch genetische Veranlagung oder Veränderung erklären.

Oft entwickeln sich Übergewicht und Bluthochdruck parallel zum Diabetes. Prävention und Früherkennung sind der entscheidende Schlüssel zur Verminderung von schwerwiegenden Problemen.

Sexualhormon-Mangel

Ein Sexualhormon-Mangelführt zur Abnahme der sexuellen Aktivität und zur Minderung der Geschlechtsmerkmale (Behaarung, Geschlechtsteile). Er kann verursacht werden durch Erkrankungen der Keimdrüsen (genetische Schäden, Infekte, Autoimmunerkrankungen), durch Medikamente (Chemotherapie) und operative Eingriffe.

Die Hormon-Ersatztherapie führt meist zu einer Normalisierung, bedarf aber einer individuellen Abklärung (Risikofaktoren, Vorbelastung mit Krebs), einer individuellen Dosierung und regelmäßigen Kontrollen.

Kinderwunsch

Die Häufigkeit von unerfülltem Kinderwunsch ist deutlich zunehmend, wobei die Ursache eigentlich unklar ist und die Probleme zu gleichen Anteilen bei Mann und Frau liegen.

Ein unerfüllter Kinderwunsch kann durch Schilddrüsen-, Hirnanhangsdrüsen- und Nebennierenstörungen sowie Störungen der Sexualhormone bedingt sein. Wenn länger als 6 Monate keine Schwangerschaft eintritt, ist eine hormonelle Abklärung beider Partner beim Endokrinologen unbedingt zu empfehlen.

Je nach Diagnose kann dann eine Behandlung in Zusammenarbeit mit dem endokrinologischen Frauenarzt und/oder Urologen eingeleitet werden.

Störungen der Sexualfunktion

Libido- oder Potenzstörungen können durch eine Vielzahl von hormonellen Erkrankungen (Schilddrüsen-, Nebennieren-, Hypophysen-Über/Unter-Funktion) bedingt sein. Solche Störungen sind beim Diabetes oder Bluthochdruck ein häufiges Symptom. Es können aber auch Medikamente oder psychische Gründe zu Grunde liegen.

Untersuchungen, komplizierte Diagnostik und vielfältige therapeutische Möglichkeiten bedürfen der Erfahrung eines Spezialisten, um die richtigen Maßnahmen zu ergreifen.

Zyklusstörungen

Verkürzte oder verlängerte, verstärkte oder verringerte Monatsblutungen sind meist Ausdruck einer gestörten Hormonfunktion oder Hormonsteuerung und können bedingt sein durch Störungen im Bereich des Eierstocks, der Hirnanhangsdrüse oder der Nebenniere bzw. Schilddrüse.

Als Endokrinologen nehmen wir uns der komplizierten hormonellen Abklärung an, um die Ursache zu finden und gezielt zu behandeln.

Hypophysen-Erkrankungen
(Akromegalie, Prolaktinom, Cushing, inaktive Adenome)

Die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) nimmt eine übergeordnete Funktion im Hormonhaushalt ein. Erkrankungen oder Funktionsstörungen an diesem Organ haben dementsprechend vielschichtige Folgen, sind in der Regel jedoch gut zu behandeln.

Nebennieren-Erkrankungen
(M. Addison, M. Cushing, Conn-Syndrom, Phäochromocytom)

Die Nebenniere nimmt eine wichtige Funktion bei der Freisetzung von Hormonen (Cortisol, Aldosteron, Adrenalin, Noradrenalin, Androgene = männliche Geschlechtshormone) ein. Unterschieden werden die Nebennieren-Erkrankungen entsprechend der hormonellen Störungen.

Fettstoffwechsel, Gicht
Entwicklungs- und Wachstumsstörungen

Zum Fachgebiet der Endokrinologie gehören auch alle Stoffwechselerkrankungen im Fett- und Harnsäure-Stoffwechsel sowie selten vererbte Stoffwechselerkrankungen (Mukoviszidose, Eisen-, Fett- oder Kohlenhydrat-Speicherkrankheiten).
Zudem haben Entwicklungs- und Wachstumsstörungen meist eine hormonelle Ursache und bedürfen einer entsprechenden Abklärung und evtl. Therapie. Hier ist es ganz besonders entscheidend, dass die Diagnose frühzeitig gestellt und eine gezielte Therapie eingeleitet wird, um die gestörte Entwicklung zu normalisieren und Spätfolgen zu vermeiden.

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